Beitrag in Frontiers in Psychology erschienen
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Seit 2020 hat sich die COVID-19-Pandemie weltweit auf das Bildungswesen ausgewirkt. Zunehmend wird über mögliche negative Auswirkungen auf die Lernergebnisse der Schüler*innen und die Notwendigkeit einer gezielten Förderung diskutiert. Daher untersuchten Wissenschaftler*innen vom IFS und der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt die Leseleistung von Viertklässler*innen auf Grundlage einer auf Schülerebene repräsentativen Schulpanelstudie mit N = 111 Grundschulen in Deutschland (insgesamt: N = 4.290 Schüler, Alter: 9-10 Jahre). Die Schüler*innen wurden in den Jahren 2016 und 2021 mit den Instrumenten von IGLU (Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung) getestet. Die Analyse konzentrierte sich auf (1) die durchschnittlichen Gesamtunterschiede in der Leseleistung zwischen 2016 und 2021, (2) die durchschnittlichen Unterschiede bei Kontrolle der Zusammensetzung der Schülerschaft und (3) die Veränderungen der Leistungsunterschiede zwischen den Untergruppen der Schülerschaft (d.h. Migrationshintergrund, soziokulturelles Kapital und Geschlecht). Der methodische Ansatz entsprach internationalen Standards für die Analyse groß angelegter Schulleistungsuntersuchungen (d. h. mehrfache Imputation auf mehreren Ebenen, plausible Werte und Regression mit gemischten Effekten). Die Ergebnisse zeigten einen erheblichen Rückgang der durchschnittlichen Leseleistung. Dieser entspricht einem Drittel eines Lernjahres, auch nach Berücksichtigung von Veränderungen in der Zusammensetzung der Schülerschaft. Es wurden keine statistisch signifikanten Veränderungen der Leistungsunterschiede zwischen den Schüleruntergruppen festgestellt, obwohl sich die Leistungsunterschiede zwischen Schüler*innen mit und ohne Migrationshintergrund zahlenmäßig tendenziell vergrößert haben. Es ist wahrscheinlich, dass dieser starke Leistungsrückgang mit der COVID-19-Pandemie zusammenhängt. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf weiteren Forschungsbedarf, praktische Auswirkungen auf die Ausbildung aktueller Schülerkohorten und bildungspolitische Entscheidungen über Maßnahmen in Krisen wie der COVID-19-Pandemie diskutiert.